Als ich Mutter wurde, ist mir sehr schnell klar geworden, dass die Balance der Rückkehr in meinen alten Job und die Betreuung meiner Tochter eine Meisterleistung werden würde. Der Arbeitsumfang und die Aufmerksamkeit, die mein Arbeitgeber verdient hat, mit der Care-Arbeit, Zeit und dem bedürfnisorientierten Aufwachsen, welches ich meiner Tochter schenken möchte, zu vereinen, hat mich vor eine riesige Herausforderung gestellt.
Gibt es denn keine Lösung dafür?
Die Idee, mit meiner Expertise und Erfahrung im Marketingbereich etwas anderes anzufangen als meine bisherige Festanstellung, geisterte mir immer mal durch den Kopf, aber die damit verbundenen Hürden brachten mich immer schnell zurück auf den Boden der Tatsachen:
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Ich kenne mich nicht mit den Rahmenbedingungen der Selbständigkeit aus: muss ich ein Gewerbe anmelden? Oder kann ich als Freiberuflerin arbeiten? Wie funktioniert das genau?
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Ich habe keine Ahnung, welche steuerlichen Verpflichtungen auf mich zukommen und was hier alles zu beachten ist.
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Wo finde ich überhaupt meine Kunden und wie spreche ich sie am besten an?
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Man muss ja auch irgendwie selber auf sich aufmerksam machen, also brauche ich eine Website – und von Webdesign habe ich auch keine Ahnung! Oder mach ich das über Social Media?
Diese Herausforderungen haben mich recht schnell wieder entmutigt und die Selbstständigkeit auf unbestimmte Zeit aufgeschoben.
Und dann? Dann ging es doch plötzlich ganz schnell - und einfacher als gedacht!
Durch einen Zufall hat sich ein super spannendes Projekt ergeben, was für meine Expertise perfekt war! Und ich war Feuer und Flamme und platzte fast vor Motivation. Ich sah diesen Zufall als Zeichen, dass es Zeit ist, das Thema Selbstständigkeit einfach anzupacken und meine großen Fragezeichen zu beantworten, wenn es eben soweit ist.
Gesagt getan, habe ich meine Selbstständigkeit beim Finanzamt angemeldet – sehr viel weniger kompliziert und spannend, als ich mir das gedacht habe.
Angebote und Rechnungen gestalte ich selber, Vorlagen gibt es genug. Meine erste Website habe ich auch selber gebaut – Wordpress macht es möglich und genügend Tutorials findet man online. Ein befreundeter Steuerberater gibt mir die wichtigsten Tipps und Tricks mit auf den Weg.
Und wie es so ist: wenn man erstmal startet, passieren einfach tolle Dinge
Man trifft spannende Leute, mit denen man sich austauschen kann und die vielleicht die gleichen Herausforderungen haben. So kann man voneinander lernen.
Sobald man in die Sichtbarkeit geht, kommt wider Erwarten durchweg sehr positives Feedback – und daraus ergeben sich wieder neue Möglichkeiten und Projekte!
Eines ist mir sofort klar geworden: so zu arbeiten gibt mir maximale Flexibilität und ich erreiche wirklich das, wovon alle träumen: Vereinbarkeit! Ich arbeite während meine Tochter schläft oder mit den Großeltern spielt. Ich mache genau das, wofür ich brenne und was mir so viel Spaß macht. Und dabei verpasse ich keinen wertvollen Meilenstein meiner Tochter, weil ich gerade auf Geschäftsreise oder im Büro bin.
Und das Allerbeste: ich habe nebenberuflich in Elternzeit mit dem Freelancing gestartet – ganz ohne Risiko! Ich habe keinen Druck bis zu einem bestimmten Zeitpunkt eine gewisse Anzahl an Projekten zu gewinnen: ich kann mir die Zeit nehmen, die ich brauche, um in der Selbstständigkeit anzukommen und in meinem Tempo voranzuschreiten.
Und so freue ich mich jeden einzelnen Tag, diesen Schritt getan zu haben: ich arbeite in dem Feld, in dem ich gut bin und mache genau das, was mir Spaß macht und in dem ich aufgehe. Ich arbeite mit Personen, die ich mag und mit Projekten, die ich mir ausgesucht habe.
Und das Allerbeste: meine Familie kommt dabei nicht zu kurz, weil ich genau dann arbeite, wenn ich es eben mit meinem Alltag vereinen kann.